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Lisa Who - Ein neuer Beginn (2021)

Lisa Who - Ein neuer Beginn (2021)

BAND/ARTIST: Lisa Who

  • Title: Ein neuer Beginn
  • Year Of Release: 2021
  • Label: the shit records
  • Genre: Indie, Alternative
  • Quality: Mp3 320 kbps / FLAC (tracks)
  • Total Time: 55:56
  • Total Size: 128 / 354 MB
  • WebSite:
Tracklist:

1. Lisa Who - Ein neuer Beginn
2. Lisa Who - Leichtigkeit
3. Lisa Who - Lichtgestalt
4. Lisa Who - Er hat mich wieder nicht gesehen
5. Lisa Who - Müde am Mehr
6. Lisa Who - Weit wie die See
7. Lisa Who - Glücklich ohne dich
8. Lisa Who - Mutter
9. Lisa Who - Nicht wahr
10. Lisa Who - In der Natur
11. Lisa Who - Freundschaft
12. Lisa Who - Ich komme mit, ich bin dabei

Die Welt der Neuen Deutschen Belanglosigkeit in Bild und Ton steckt voller Überraschungen. Der Rezensent staunte nicht schlecht, als er erfuhr, dass Matthias Schweighöfer inzwischen in Hollywood Zombie-Blockbuster mit Zack Snyder dreht. Und auch Lisa Whos Debüt "Sehnsucht" haute so manche aus den Latschen, die ob der Songtitel und der bisherigen Künstlerinnenkarriere den nächsten Radio-Schlager erwarteten. Als wollte sie jede gruselige Implikation des Begriffs "Madsen-Keyboarderin" in die Stratosphäre schießen, haute die gebürtige Berlinerin ein kleines Meisterwerk psychedelisch-progressiver Popmusik raus. Mit einem solchen Überwältigungseffekt kann das zweite Album "Ein neuer Beginn" logischerweise nicht mehr punkten, doch beeindruckt es weiterhin, wie unbeirrt Lisa Who ihr Ding durchzieht. Den titelgebenden Neustart lebt sie schon mit der Gründung ihres eigenen Labels The Shit vor, nachdem die Zusammenarbeit mit der Metal-Bude Arising Empire nur eine Platte lang andauerte. Auch musikalisch klopft sie – gemeinsam mit den Produzenten Sebastian Madsen und Tobias Siebert – neue Ideen aus ihren Art-Pop-Entwürfen, die ihre künstlerische Identität weiter ausdifferenzieren.

So eröffnet der Titeltrack das Album ungewohnt direkt, zündet rasch ein grelles Synth-Feuerwerk, dem die Pyrotechnikerin auch textliche Raketen hinterherschickt. Ihre Trademarks hat Lisa Who dabei nicht verlernt: kunstvolle Arrangements in Verbindung mit unaufdringlichem Gesang aus der Judith-Holofernes-Schule unpeinlicher Sentimentalitäten. Da verzeiht man gerne, dass jener Opener seine Weltumarmungsmelodie aus dem Flaming-Lips-Stück "Do you realize??" geborgt hat, trägt die Pink-Floyd-Bewunderin ihre Referenzen sowieso immer offen auf dem Ärmel. Was freilich nicht bedeutet, dass "Ein neuer Beginn" zur reinen Nummernrevue verkommt, setzt es die bekannten Steine stets zum ganz eigenen Mosaik zusammen. Mit stoischem Bass-Motor pumpt "Leichtigkeit" vorwärts, ein Trip durch die nächtliche Wüste, in deren Dunkelheit unscharfe Klänge lauern. Plötzlich bricht ein titelgerecht luftiger Midtempo-Refrain hinein, nur damit sich die Szenerie fortsetzt, als sei nichts gewesen. Auch der famose Siebenminüter "Er hat mich wieder nicht gesehen" lässt Americana-Rock, Konserven-Orchester und Radioheadsche Schattentänze aufeinanderfolgen, ehe alle Elemente in ein kathartisches Finale zusammenfließen.

Die im Vergleich zum Vorgänger fast doppelte Spielzeit nutzt Lisa Who, um Wagnisse einzugehen und in den unterschiedlichsten Ästhetiken zu brillieren. "I sat by the ocean", sang einst Josh Homme, "Weit wie die See" geht seine Epigonin, um mit stark verzerrten Saiten ihre eigene Indie-Stoner-Disco hochzuziehen. Das kuntergraue Trennungslied "Glücklich ohne Dich" klingt, als hätte sich Lana Del Rey ein Deutschbuch und ihr Drummer ein paar Aufputschmittel reingezogen. Wenn dann auch noch "Lichtgestalt" – leider keine Hommage an den legendären Plattentests.de-Forumsmoderator – mit Funk-Licks und komplexer Percussion die Balance zwischen Bewegung und Anspruch findet, ist alles klar. Nicht jede dieser 56 Minuten mag auf dem allerhöchsten Niveau zupacken, doch Lisa Who beweist, wie inspiriert, stilistisch divers und atmosphärisch dicht alternativer deutschsprachiger Pop klingen kann – und im Fall der atemberaubend schönen instrumentalen Coda der Folk-Ballade "In der Natur" ist auch international nicht mehr viel Luft nach oben. Wenn jetzt noch der Mark-Forster-Gitarrist seinen inneren John McLaughlin entdeckt, schafft's der Schweighöfer wahrscheinlich auch zu David Lynch.




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