Jocelyn B. Smith - Phenomenal Woman (2004)

Der Albumtitel, der auf ein Gedicht der afroamerikanischen Filmemacherin, Autorin und Aktivistin Maya Angelou zurückgeht, trifft ins Schwarze, denn Jocelyn B. Smith darf man nun völlig zu Recht als Phenomenal Woman bezeichnen. Mit der Integrität und Glaubwürdigkeit einer selbstbewussten, starken Zeitgenossin singt die zweifache Mutter hier von allem, was ihr im Leben wichtig ist. Insgesamt zwölf Songs im Stilquadrat mit den Eckpunkten Soul, Funk, Gospel und Blues gewähren uns tiefe Einblicke in die Seele und das Herz einer fesselnden Persönlichkeit.
Die Wahlberlinerin, ursprünglich aus Queens, New York, kommend, lässt den Zuhörer in leidenschaftlichen Statements an ihren Lebensmaximen teilhaben. Sie sinniert im Opener "If I Could Be The One" über die Macht der Liebe, berichtet in "Peace" von ihrem Streben nach innerem Frieden, rät in "Brighter Day" mit tiefschwarzem Timbre, die Hoffnung nie aufzugeben, und legt im funky groovenden Stück "His Love Endures Forever" ein anrührendes Glaubensbekenntnis ab. Überzeugende Aussagen einer erfahrenen und reifen Frau!
Neben diesen spannenden Neukompositionen hat die 1960 geborene Vokalistin auch zwei Fremdtitel aufgenommen, die im Vergleich qualitativ etwas abfallen. So vermisst man etwa in der Coverversion von Curtis Mayfields Motivationshymne "Move On Up" die Spiritualität des Originals. In der Neufassung von "I Can't Make You Love Me" (bekannt von Bonnie Raitts Millionseller Luck Of The Draw) ist Duettpartner Till Brönner mit seiner dünnen Stimme leider hoffnungslos überfordert. Das sind jedoch die einzigen Ausrutscher auf der ansonsten empfehlenswerten Platte. Wer auf authentische Gefühle steht, kann bei Phenomenal Woman jedenfalls absolut nichts falsch machen. -- Harald Kepler