Air - City Reading: the Storie Western (2003)

Die Entwicklung von Air hat nach dem superben Album Moon Safari nicht den interessantesten Weg genommen. City Reading markiert nun einen Wendepunkt. Erstmals haben sich Nicolas Godin und Jean-Benoit Dunckel auf das Experiment eingelassen, eine Lesung mit Klängen zu untermalen. Initiator dieses Projektes ist der bekannte italienische Schriftsteller Alessandro Baricco, der Air im Jahre 2002 bat, die Lesung zu seinem Bestseller City musikalisch zu begleiten. Der Erfolg mündete in der Idee, ein Album aufzunehmen. Und hier beginnt ein Problem. Italienisch -- so angenehm es auch klingen mag -- ist keine Pop-Sprache und schon gar keine Weltsprache. Durch diese Barriere verschließt sich das Album vielen Air-Fans. Hören ohne zu verstehen, macht nicht einmal halben Spaß. Obendrein hat Bariccos unstreitbar schöne Stimme etwas über die Maßen Beruhigendes, böse ausgedrückt: Sie wirkt einschläfernd. Wer sich daran nicht stört, den erwartet Airs beste Arbeit seit langer Zeit. Schwebende, fragile und puderzuckersüße Sounds sind den beiden Franzosen gelungen. Ohne Song-Korsett kann ihre Musik frei fließen, sich ausdehnen und so Räume fluten. Schade ist deshalb, dass die ursprüngliche Idee verworfen wurde, City Reading eine reine Instrumental-CD beizulegen. --Sven Niechziol